Bluetooth-Kopfhörer: LG HBS-730

Seit ich das iPhone 6 Plus besitze, ist mein EarPods-Verschleiß deutlich gestiegen. Zwar passt das große iPhone problemlos in alle meine Hosentaschen, aber die Kopfhörerbuchse ist schon sehr nah am oberen Rand, so dass beim sitzen oder bewegen mehr Kraft auf das Kabel am Ende des Kopfhörersteckers wirkt während es sich an der Hosentaschennaht schubbert.

Statt mir alle paar Monate neue Kopfhörer für 30€ zu kaufen habe ich die einzig logische Lösung ausgesucht. Bluetooth; schließlich ist alles besser mit Bluetooth. Da ich meine Kopfhörer am iPhone hauptsächlich benutze um Podcasts und Hörbücher zu hören, dachte ich mir, dass die Soundqualität nebensächlich sei und ich entschied mich für die LG HBS-730. Das Einstiegsmodell in der LG-Serie. Es gibt noch hochwertigere Geräte der gleichen Baureihe, die dann besser klingen sollen. Aber zum Musik hören am Rechner und zum Podcast mischen habe ich ja noch die AKG K551.

Eigentlich hätte ich ja lieber Ohrstöpsel wie die Apple-Kopfhörer gehabt als InEars, um mich nicht ganz so stark von der Außenwelt abzuschotten. Aber damit stehe ich offenbar allein da, der Bluetooth-Ohrstösel-Markt liegt völlig brach.

Erster Eindruck

Nach dem Auspacken ließen sich die Kopfhörer problemlos mit dem Telefon koppeln. Also habe ich Overcast gestartet und direkt in den ersten Podcast reingehört und sogleich schlug mir die Ernüchterung ins Gesicht: die Kopfhörer klingen furchtbar. Zischlaute in der Sprache tun richtig im Ohr weh. Der Voice-Boost von Overcast verstärkt den Effekt noch, aber auch bei unveränderter Sprache klingen bestimmte Menschen einfach unhörbar. Nicht jeder, aber ich hatte große Probleme bestimmte Stimmen und damit bestimmte Podcasts zu ertragen.

Dann der Test von ein paar Songs und hier gehen die Bässe bei einigen Lieder einfach komplett kaputt. Auch dabei ist nicht jedes Lied betroffen aber dann doch einige. Aber das alles ist kein Vergleich zum ersten Anruf. Ich weiß nicht richtig warum, aber spätestens hier fielen mir die Ohren ab. Sprache beim telefonieren klingt, als würde jemand durch Butterbrotpapier mit mir sprechen und mir gleichzeitig mit einem Hammer auf den Kopf schlagen.

Außerdem ist die Bedienung sehr gewöhnungsbedürftig. Zumindest für mein empfinden funktionieren die Wippen und Schieberegler in der Regel in die falsche Richtung, aber auch das nicht konsistent. Daran habe ich mich allerdings recht schnell gewöhnt. Vielleicht habe auch ich nur einfach komische Vorstellungen, aber für mich sollte die Lauter-Taste dem Körper abgewandt sein und in die gleiche Richtung zeigen wie auf der anderen Seite die „Lied weiter“-Tate. Beides ist nicht der Fall.   

Die Verarbeitung ist dem Preis angemessen. Nicht besonders gut und dadurch, dass das ganze Gerät relativ leicht ist, macht es nicht den besten Eindruck, ist aber in Ordnung. Generell sieht der Nutzer schon leicht bescheuert aus. Die Halskrause mit der blinkenden Statusleuchte und den Ohrstöpseln, die sich mit Magneten nach vorne ausgerichtet einschnappen lassen (siehe Video oben) sind sicher kein Stilsieger, aber es geht hier ja auch um Pragmatismus. Rede ich mir zumindest ein. Besonders wenn ich einen Blick im Spiegel erhasche und die Kabel fast senkrecht aus den Ohren stehen. Das ist nur ungewohnt. Hoffentlich.

Das blinken der Lampe und die generell merkwürdige Optik irritiert Gesprächspartner, wenn sich die Apparatur nicht gänzlich unterm Kragen oder der Jacke verstecken lässt. Natürlich habe ich dabei die Hörer nicht im Ohr. Allerdings lege ich sie auch selten in den Magnetschalen ab. Sie hängen dann einfach von der Nackenschelle herunter. Darüber hinaus vergesse ich auch gerne, das ich das Geschirr angelegt habe. Es stört den Träger also weit weniger. Nur beim ausziehen des Pullovers fliegt es dann auch gerne mal im hohen Bogen durch die Wohnung.

keine Kabel, dafür ein Akku?

Generell bin ich mit der Erfahrung kabelloser Kopfhörer sehr zufrieden. Gerade im Winter es es schon eine Erleichterung, sich nicht entscheiden zu müssen, ob das Kabel unter oder über der Jacke geführt wird. Das eine macht einen zum unfreiwilligen Hampelmann beim herausnehmen des Handys und das andere ist immer im Weg. Auch sich mal die übliche Bluetooth-Entfernung bewegen zu können, ohne das Handy in der Tasche zu haben, erhöht den Komfort. Zugegeben, das sind alles keine echten Probleme, aber ich bin überrascht, wie viel besser es sich dann doch anfühlt.

Über den Status der Halskrause klärt eine Frauenstimme auf, die beim Einschalten in englischer Sprache den Verbindungsstatus und Batteriestand durchsagt. Bei der Batterie hatte ich ja schon sorge: noch ein Gerät, dass ich aufladen muss? Was passiert, wenn ich unterwegs bin und der Akku leer läuft? Also was dann passiert ist schon klar, aber das könnte auf längeren Reisen schon nerven. Die Angst ist aber unberechtigt. Der Akku hält deutlich länger als gedacht.

Ich müsste mich schon stark anstrengen, um den an einem Tag leer zu bekommen. Bei relativ starker Nutzung hielt er dreieinhalb Tagen. Zum Ende kommt die bekannte Frauenstimme noch ein paar mal auch während des Hörens hervor und weist den Nutzer auf den baldigen Batterieexitus hin. 

Beim Laden lässt sich der LG HBS-730 übrigens nichts nutzen. Das wäre auf der einen Seite auch unbequem, weil der Micro-USB-Port zum Aufladen nach innen gerichtet ist, also in die Richtung, wo in der Regel der Hals ist. Aber Abends noch einen Stöpsel im Ohr zu haben, um noch eben was zu Ende zu hören, während der Kopfhörer schon für den nächsten Tag betankt wird, ist so eben nicht drin.

Generell ist es abends im Bett schwierig mit dem Gerät im Bett noch was zu hören, weil die Helligkeit der Status-LED andere anwesende Personen vom Schlaf und ggf. Linienflieger in der Nähe vom Kurs abbringt. Da hilft es dann auch nicht Kopfhörer zu benutzen um die Belästigung klein zu halten, wenn das Gerät selbst ein nicht abschaltbares Blaulicht eingebaut hat. 

Eine Eigenheit, die ich nicht verstehen will ist, dass sich die Lautstärke über die Tasten am Gerät immer um zwei Stufen verändert. Mit den Tasten am iPhone kann ich zwar auch einzelne Schritte machen, aber eben nur da. 

Die HBS-730 beim Sport

Der Anwendungsfall, den ich beim Kauf nicht bedacht hatte, war das Gerät beim Sport zu tragen. Hier ist der Komfortgewinnn durch das fehlende Kabel noch größer. Das Telefon muss nicht direkt am Mann (oder der Frau) geführt werden, was ein klarer Pluspunkt ist.

Bei bestimmten Übungen kann die Halskrause aber auch über die Schulter rutschen und die Stöpsel aus dem Ohr ziehen, was ich jetzt eher als Minus verbuchen würde. Außerdem höre ich hier dann doch etwas mehr Musik und da fällt der Klang doch deutlicher ins Gewicht.

… und nun?

Nach ein paar Wochen ausgiebigen Testens weiß die Idee eines Bluetooth-Kopfhörers zu gefallen, die LG HBS-730 sind aber auf jeden Fall nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich werde mich weiter durch den Markt testen. Mal sehen, ob die höherpreisigen Modelle der Linie mehr können oder doch eine andere Bauart Idee eines Bluetooth-Kopfhörers überzeugen kann. Der hier kann es jedenfalls nicht.